Der Palast

"Ich bin sicher nicht krank! Nur weil ich abnehmen will. Mein Gott!" "Keine Ahnung! Von nichts!"
Vielleicht reagierte sie auch nur so, weil sie irgendwo in ihr wusste, dass Noah recht hatte. Vielleicht.
"Nein!" Sofort hielt sich die Brünette die Ohren zu. Als würde jemand mit seinen Nägeln über eine Tafel kratzen..
"Ich will nichts!"

"In meinen Augen bist du krank. Da bringt es dir auch nichts, das abzustreiten.", meinte er kühl.
Dann zuckte er mit den Schultern. Ohne was zu sagen, ging er zur Tür und bestellte Essen, na klar.
"Also ich hab Hunger." Noch immer stand er bei der Tür. "Wehe sie läuft weg.."

Dann erwiderte sie eben nichts mehr darauf. "Soll ich halt krank sein."
"Ess wo anders."

"Lass mich doch in meinem Zimmer essen." "Schön vor deiner Nase, hmh."
Nein, Noah bewegte sich nicht. Wie eine Art Türsteher stand er vor seiner Zimmertür.
"Ich wette, sie isst doch etwas. Sie tut nur so stark."

"Dann gehe ich eben." Und schon war Kimiko aufgestanden und zur Tür gewandert.

"Warum? Du bist doch stark, du brauchst doch kein Essen.", meinte er schulternzuckend.
"Da kannst du doch wohl zusehen, wie sich dein Verlobter fett frisst."
Kimiko würde so einfach nicht aus dem Zimmer kommen.

"Nein." So, da stand sie nun an der Tür. Und Noah davor. "An ihm vorbeizwängen wird wohl nichts."
"Lass mich durch. Entweder du gehst essen oder ich gehe!"

"Warum willst du gehen?", wollte der junge Mann wissen. "Einfache Frage."
"Bist du doch nicht so stark, wie du behauptest?"

"Nein, ich bin nicht so stark.", gab die Brünette mit zusammengebissenen Zähnen zu. "Also lass mich."

Die Tür ging auf und da Noah gleich dahinter stand, bekam er als erstes gegen den Rücken.
Entschuldigend traten die Diener ein, brachten jede Menge Teller und stellten sie auf den Tisch.
Nachdem sie verschwunden waren, schaute Noah erst zum Tisch, dann grinsend zu Kimiko.
"Hmh. So lecker, was?" "Setz dich an den Tisch und iss.. verdammt nochmal.."

Erst bekam Noah noch einen bösen Blick, dann galt ihre Aufmerksamkeit dem Essen. Kimiko biss sich auf die Unterlippe und ballte eine Faust. "Nein.."

"Oh, guck mal, Kimiko.", murmelte er und grinste wenig später. "Als hätten sie es gewusst."
"Das ist echt mal Zufall.." "Kartoffeln. Und da steht eine Schüssel mit Kräuterquark."
Sein Blick wanderte wieder zu seiner Verlobten. "Das magst du doch so gerne, oder etwa nicht?"

Kimiko schlug sich mit der Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf. "Leben ist unfair!"
"Selbst wenn ich jetzt anfangen würde zu Essen.", murmelte das Mädchen, eher zu sich, als zu Noah. "Ich würde nicht aufhören können."
"Und du würdest mich einfach lassen!"

"Und was ist daran so schlimm? So geht es mir doch auch manchmal und ich bin, wie du gesagt hast, nicht fett."
"Solange du später nicht ins Bad läufst und alles auskotzt.." "Du tust ja so, als wäre Essen giftig."
Er stellte sich hinter Kimiko, legte die Hände auf ihre Schultern und drückte sie vorsichtig nach vorne.
"Jetzt komm. Iss doch was."

"Ja, aber ich habe nichts gegessen. Dann sind die Kilos doppelt! Und wenn ich dann so fresse, nehme ich viel zu viel zu!"
"Das wird langsam zu meiner größten Angst."
"Ich fürchte mich zu sehr.." "Ich könnte kotzen.."

"Ein paar Kartoffeln lassen dich nicht gleich um zehn Kilo schwerer werden."
Da Noah das Mädchen an den Tisch schob, stand sie jetzt davor. Er hinter Kimiko.
"Außerdem machen Kartoffeln satt. Da hörst du schon auf."

Aber Kimiko zögerte noch. "Da bin ich mir nicht so sicher. Außerdem stehen da nicht nur Kartoffeln."

"Jetzt iss." Noah zog mit einer Hand einen Stuhl 'raus und schubste Kimiko vorsichtig darauf.
"Guten Appetit, Kimiko!"

Wie ein kleines Mädchen saß die Brünette da, den Blick auf das Essen gerichtet. Wie gerne würde sie jetzt aufstehen und gehen.. Und gleichzeitig essen.
Gut, Noah hatte es geschafft. Sie aß tatsächlich was.
Nur leider passierte genau das, was sie gesagt hatte. Jetzt konnte sie sich nämlich nicht mehr richtig halten.

Irgendwie belustigte es den Jungen, wie Kimiko aß. Sie stopfte echt alles in sich 'rein..
"Ich bin echt froh, dass sie endlich etwas isst. Aber.. dennoch hab ich jetzt immer noch Angst."
Kimiko hatte schon viel gegessen und deshalb hielt er sie am Handgelenk fest. An beiden.
Da er hinter ihr stand, beugte er sich ein wenig zu ihr runter. "Trotzdem musst du nicht gleich übertreiben."

Erst war das Mädchen erschrocken, doch das verflog schnell. Eine Sekunde hatte sie mal nichts in sich gestopft, da konnte sie sogar wieder denken.
Eine Minute schwieg Kimiko, dann musste sie es sich wirklich verkneifen zu schreien.
"...!" Sie hatte doch gesagt, sie würde übertreiben! "Und was bitte soll ich ihm jetzt vorwerfen?!"
"Zu.. viel Quark." Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Mir ist schlecht.."

"Wenigstens hast du mal wieder was gegessen.. darüber bin ich wirklich froh."
"Und wie." "Auch, wenn du es mir vielleicht nicht glaubst."
Er küsste das Mädchen an der Wange, dann ließ er sie wieder los.

Kimiko war im Moment gar nicht nach einem Kuss. Viel eher wollte sie der Kloschüssel näher kommen als sonst..
"Aber wie bitte, wenn er hier ist?!" Klar, ihr war schlecht. Das musste sie nur noch ein wenig ausspielen.
"Toll.. Jetzt fühl ich mich nicht besser.", murmelte die Brünette und kniff die Augen zusammen. Eine Hand lag an ihrem Bauch.
"...."

Ihre Hand bemerkte der Junge natürlich sofort. "Ich werde dich jetzt sicherlich nicht ins Bad lassen."
"Klar.. damit du gleich wieder alles auskotzen kannst. Dann wäre doch eh alles für die Katz'."

Kimiko schüttelte den Kopf. "Was hat das mit dem Bad zu tun?" "Ich könnte auch wo anders, Noah!"
Würde sie eben einfach so tun, als müsste sie kotzen. Wenn er sie festhielt, gut. Dann wäre sein Boden dran.
"Obwohl ich mir hier nicht den Finger in den Hals schieben könnte.."